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Lerncoaching

30.03.2021 | Anja Strobl

Schon in der frühen Kindheit beginnt der Lernprozess des Menschen. Sind es zu diesem Zeitpunkt noch z.B. motorische Funktionen, erweitert sich die frühkindliche Bildung mit Hilfe diverser Themengebiete im elemantarpädagogischen Bereich (z.B. sprachliche Bildung, naturwissenschaftliches Wissen, Gesundheit und Ernährung, uvm.) Je nach Bundesland gibt es verschiedene Stichtage, wann die Schulpflicht für ein Kind beginnt, in der Regel aber mit Abschluss des 6. Lebensjahres. Wie überall, gibt es natürlich auch Ausnahmen. In der Schule setzt sich die Wissensaufnahme und das Erlernen verschiedener Themengebiete fort. Auch über die Schulzeit hinaus lernt der Mensch immer weiter, es ist eine ständige Entwicklung. “Man lernt nie aus”, eine altbekannte Redewendung, welche nicht ganz unrecht hat.

Welche Informationen sich das Kind merkt, kann nicht beeinflusst werden. Es kann aber Interesse, Neugier und Leidenschaft für bestimmte Themen bei einem Kind geweckt werden. Lernen ist ein ressourcenorientierter Prozess, es gibt kein Schema F, mit welchem jeder Mensch auf der Welt erfolgreich und richtig lernt. Es gibt viele verschiedene Komponenten zu beachten, denn grundliegend steht fest: Jeder Mensch möchte von Natur aus lernen! Leider wird dieses Wollen durch verschiedene Ereignisse manchmal eingeschränkt oder gar ganz genommen.

Wir möchten Kindern die Freude am Lernen zurückgeben oder noch besser aufrechterhalten, weshalb das gesamte Team von shapeschool eine Lerncoachausbildung absolviert hat. Im Oktober 2020 starteten wir die Ausbildung mit dem Programm von Markus Hofmann. Zwölf Wochen lang erfuhren wir Infos über Lerntypen, Prüfungsangst, Motivationshilfen, Lernbeeinträchtigungen und lernten Gedächtnistechniken.

Wo liegt der Unterschied zwischen “Lerncoaching” und “Nachhilfe”?

In erster Linie geht es in beiden Bereichen um das Lernen. Während in der klassischen Nachhilfe der Schulstoff intensiviert und wiederholt wird, greift das Lerncoaching zusätzlich bzw. vorwiegend Lernhemmnisse auf, sowohl persönliche als auch von der Umwelt gegebene, um diese zu beseitigen und bessere Lernvoraussetzungen zu schaffen.

Offiziell wird Lerncoaching wie folgt definiert:

“Lerncoaching unterstützt und begleitet Lernende jeden Alters, auf vereinbarter Basis in spezifischen Lern- und Beratungssettings durch Methoden induktiver Beratung und Intervention beim Entwickeln persönlicher Lernkompetenz, also der Fähigkeit, neue Informationen zu erschließen, sie abzuspeichern, abrufen und anwenden zu können”. (Wikipedia)

Um ein Lerncoaching zu beginnen, muss man zuerst einmal zusammen mit dem Kind und den Eltern eine Ist-Aufnahme machen, man muss sich ein Bild darüber machen, welches Lernziel es gibt, welche Erwartungen bestehen und wie das Lernen bisher gehandhabt wurde. Wie soll das Lernen in Zukunft werden? Worauf soll der Fokus liegen? Wichtig hierbei ist die Autonomie des Kindes zu respektieren.
Oftmals wird auch die Konzentrationsfähigkeit überschätzt. Während ein Kind zwischen 5 und 7 eine Konzentrationsfähigkeit von 15 Minuten aufweist, umfasst diese bei einem Kind mit 10 bis 12 Jahren ca. 25 Minuten. Es ist auch wichtig Pausen einzuhalten, um einen Erfolg erzielen zu können. Denn das Gehirn sollte Lernen mit etwas Positivem in Verbindung bringen und nicht mit negativen Erlebnissen behaften. Gönnt man sich beispielsweise keine Pause zwischen den Lerneinheiten, wird der Körper müde, man kann keine Informationen mehr aufnehmen, man ist niedergeschlagen und unkonzentriert. Folglich speichert das Gehirn den Prozess des Lernens mit negativen Gefühlen, weshalb die Motivation sinkt.

Wie wir von shapeschool das Erlernte anwenden.

Neben einzelnen Lerncoachings wenden wir das in der Ausbildung gelernte Wissen auch im Bereich der offenen Ganztagsschule an. Neben den ganz individuellen Bedürfnissen und Voraussetzungen der Kinder, haben wir eine einheitliche Struktur für unsere Hausaufgaben- und Lernzeit entwickelt.

So hat jedes Kind sein eigenes Hausaufgabenboard. Angelehnt an das System eines “Kanban Boards”, welches wir selbst in unseren Arbeitsprozessen nutzen, haben wir das Hausaufgabenboard entwickelt. Eingeteilt in die Bereiche “Hausaufgaben” - “Im Gange” - “Unterstützung” - “Fertig”, kann das Kind mit Magnetkärtchen für das jeweilige Unterrichtsfach anzeigen, welche Hausaufgaben es zu erledigen hat, an welchem Fach es gerade arbeitet und wobei es Unterstützung benötigt. Sobald eine Aufgabe erledigt wurde, darf das Kärtchen von links nach ganz rechts in die Spalte “Fertig” geschoben werden. So wird dem Kind ein visueller Überblick gegeben, was es zu erledigen hat und noch viel wichtiger, was es schon alles geschafft hat. Und wir Betreuer sehen anhand des Boards, bei welcher Hausaufgabe das Kind noch Hilfe benötigt.

Auch die Kommunikationshefte, welche zum Austausch zwischen shapeschool und den Eltern dient, sind mit diesem System aufgebaut. Dadurch sehen auch die Eltern, wie weit ihre Kinder mit den Aufgaben sind und wobei sie ggf. noch Unterstützung benötigen. Zusätzlich gibt es darin Zeilen zum Informationsaustausch.

Ein Stempelsystem soll die Kinder motivieren. Für gewisse Ziele und Besonderheiten können die Mädchen und Jungen Stempel sammeln und beim Erreichen einer gewissen Anzahl können die Stempel gegen einen Griff in die Schatztruhe eingetauscht werden.

Zur weiteren Motivation hat jedes der Kinder sein ganz persönliches Visionboard gebastelt und an seine Magnettafel über dem Hausaufgabenboard angebracht. Darauf haben sie eine Collage aus Bildern erstellt, mit ihren Berufswünschen, Vorbildern, was ihnen in der Schule Freude bereitet und wer sich über ihre Lernerfolge freut. Es sind ihre ganz eigenen Wünsche und Träume, welche sie inspirieren und motivieren sollen.
Hierfür haben sie viel gemalt und Fotos ausgedruckt, welche sie auf ein Tonpapier geklebt und es anschließend gestaltet haben.

Potenziale, die nicht verschwendet werden dürfen.

Wie auch aus dem Münchner Begabungsmodell nach Heller, Hany und Perleth hervor geht, haben viele verschiedene Faktoren einen Einfluss auf die Leistung eines Kindes. Eine Begabung ist jedem Kind von Geburt an gegeben, es ist ein Potenzial, welches von Umweltmerkmalen und nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmalen beeinflusst wird. Vor allem die nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Leistungsmotivation, Arbeits- und Lernstrategien, Prüfungsangst, Stressbewältigung, Kontrollüberzeugung, …) können sowohl hemmend als auch fördernd auf die Begabung und die Leistung einwirken. Diese nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmale möchten wir mit dem Lerncoaching beim Kind positiv beeinflussen, damit dieses wieder Freude am Lernen findet und sein Potenzial entfalten kann.