1 Jahr Shapeschool
06.12.2020 | Anja Strobl
Wenn man etwas Neues beginnt, weiß man nie, wie es wird. Man weiß nie, ob es eine gute Idee ist, vielleicht wird daraus aber auch etwas ganz Großes. Und so starteten wir im September 2019 mit “Shapeschool”. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde, wir waren gespannt und voller Vorfreude. Wir, das sind Jonas Butz, Philipp Schumann, Jörg Sander, Martina Fritsche und Anja Strobl. Unterstützt wurden wir von Maximilian Funk, Celine Schüll, Heike Butz und Fabi Butz.
Bevor der Schulalltag begann, machten Celine, Maximilian, Martina, Anja, Heike und Fabi eine Grundlagenausbildung für den offenen Ganztag. Dort lernten sie sich als Ganztageskraft in der Rolle des Managers und Erziehers zu sehen, aber auch die Gestaltung der Lern- und Hausaufgabenzeit und der Freizeit wurde besprochen. Ebenso wurde sich mit den Grenzen der Erziehung beschäftigt und mit der Rolle der Ganztageskraft im Schulalltag. Sowohl in theoretischen als auch in praktischen Einheiten wurden diese Themen behandelt.
Gleich zu Beginn lernten sich alle bei einem gemeinsamen Grillabend besser kennen und schon da war uns allen klar: Zusammen wird es ein super Jahr werden!
Und dann ging es auch schon los. Gut vorbereitet, top motiviert und mindestens genauso aufgeregt, wie die Erstklässler und deren Eltern starteten wir am 11. September 2019 am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Sulzbach-Rosenberg.
Von Montag bis Freitag betreuten wir in der fünften und sechsten Schulstunde die Kinder der DFK (Diagnose- und Förderklassen). Für die Schüler:innen der Klasse 1 und 1A erstellten wir eine Art “Stundenplan” in unseren Räumen, um für sie visuell darzustellen, was sie an welchem Tag erwartete, was dazu diente den Jungen und Mädchen eine Sicherheit und Routine zu geben. Auf diesem Stundenplan fanden sie zum Beispiel “Basteln”. Hier wurde fleißig gefaltet, geklebt, ausgeschnitten, aber auch gemalt, angelehnt an Themen oder Jahreszeiten. Auch war es uns wichtig eine regelmäßige gemeinsame Lesestunde im Alltag zu integrieren. Die Kinder durften es sich hierbei bequem machen, etwas essen und trinken und den verschiedensten Geschichten lauschen. Aber auch “Spielen” war ein Punkt des Stundenplanes. Freies Spiel in unseren Räumen oder auch gemeinsame Spiele in der Turnhalle sollten nicht zu kurz kommen. Sofern es das Wetter zuließ waren wir auch oft draußen anzutreffen, zum Blätter sammeln, zum Parkour laufen oder zum Spielen.
Ab 13:00 Uhr kamen die Kinder der OGTS (Offene Ganztagsschule) zu uns. Hier hat sich schnell ein fester Ablauf etabliert. Nach einer Begrüßungsrunde wurde gemeinsam in der Schulmensa zu Mittag gegessen. Nach dem Mittagessen wurde nach draußen gegangen zum Spielen, wobei sich die Schüler:innen nochmals auspowern konnten, bevor es an die Hausaufgaben ging. Sobald die Lernzeit vorbei und die Hausaufgaben geschafft waren, gab es nochmals die Möglichkeit des freien Spielens. Es wurde aber auch gemeinsam gebastelt, gebaut (Blumenkästen und Christbäume aus Holz) und gemalt oder zusammen in die Gymnastikhalle gegangen, um dort gemeinsam Spiele zu spielen. Vor allem Völkerball und Jägerball war sehr beliebt bei den Kids.
Für die Hausaufgaben haben wir ein System entwickelt. Mittels eines Kommunikationsheftes haben wir für die Eltern, aber auch die Lehrer festgehalten, welche Hausaufgaben erledigt wurden. Auch zum Austausch mit den Erziehungsberechtigten und den Lehrern diente das Heft. Die Kinder konnten für bestimmte Leistungen (leises melden, im Flüsterton sprechen, leise Beschäftigung nach Erledigung der Hausaufgaben und besonders tolle Leistungen) Stempel verdienen, welche sie bei einer bestimmten Anzahl gegen einen Griff in die Schatztruhe einlösen durften.
Vormittags und Mittwochnachmittag unterrichteten wir das Fach “Projekt” in allen GGTS-Klassen (Gebundene Ganztagesschule). Vor Programmdurchführung wurden die jeweiligen Klassen gefragt, woran sie Interesse haben und Themen gesammelt. Aber auch an den Unterricht der Lehrer wurden die Projekte angepasst und deren Unterrichtsinhalt somit ergänzt. Schlussendlich wurden im Wald Hütten/Lager gebaut, Stop-Motion-Filme mit selbst ausgedachten Geschichten gedreht, ein Escape Room entwickelt und durchgeführt, Energie Drinks hinterfragt und selbst hergestellt und Seifenkisten gebaut.
Zu Schuljahresanfang wollten wir den Kindern einen coolen Start in den Alltag ermöglichen, wodurch wir eine Kick-Off Veranstaltung am Sportplatz planten und durchführten. Hierbei gab es verschiedene Spielestationen, eine Feuerschale zum Stockbrot machen, eine Slackline und eine selbst gemachte Fotobox. So lernten nicht nur wir die Jungen und Mädchen kennen, auch die Schüler:innen hatten die Möglichkeit uns kennenzulernen, aber auch andere Kinder.
Am Mittwoch vor den Faschingsferien starteten wir nochmals eine ähnliche Aktion. Hierfür brachten wir unsere Feldküche “Betzi” an die Schule. Mit Hilfe der Kinder der 2/3/4 G bereiteten wir für alle Schüler:innen des Gebundenen und Offenen Ganztages eine Kartoffelsuppe vor, welche es zum Mittagessen gab. Nach dem Mittagessen trafen sich alle zusammen in der Schulsporthalle. Dort war ein Spieleparkour vorbereitet, bei welchem die Kinder ihr Geschick mit viel Spaß und Freude testen konnten.
Auch in den Ferien waren wir mit verschiedenen Programmen für die Kinder da. Nicht nur für die Kinder des SFZ Sulzbach-Rosenberg, sondern für alle Kinder im Landkreis. Wir begannen in den Herbstferien im Schützenheim in Kleinraigering um den Schatz des Königs Wilfred zu finden. In den Faschingsferien drehten wir einen Stop-Motion-Film in der “Hängematte” in Sulzbach-Rosenberg. In den Sommerferien waren wir zuerst an der Mittelschule in Kümmersbruck und später zusammen mit der Kommunalen Jugendarbeit Amberg-Sulzbach an mehreren Orten des Landkreises unterwegs und haben verschiedene Programme angeboten, um den Kindern eine unvergessliche Zeit zu ermöglichen.
Mitte März wurden wir, wie so viele andere auch, mit der Ungewissheit konfrontiert. An einem Freitagmorgen Mitte des Monats hieß es, die Schulen werden bis auf weiteres geschlossen. Man wusste nicht, wie lange, welche Ausmaße es annehmen würde und wie es weiter gehen würde. Nach einer anfänglichen Überforderung haben wir den Entschluss gefasst diese außergewöhnliche Zeit als Chance zu sehen.
Wir arbeiteten im Home-Office weiter. Dinge, die immer erledigt werden sollten, aber man keine Zeit dafür gefunden hatte, wurden aufgearbeitet. Wir machten Fortbildungen und stellten ein Online-Programm auf die Beine. Via Zoom boten wir eine Lernzeit für Schüler an. Nachmittags gab es ein Spiele-, Bastel- und Sportprogramm, an welchem alle Kinder kostenlos teilnehmen konnten. Wir nutzen die Zeit, um unsere Arbeitsabläufe mithilfe eines Kanban-Boards zu optimieren und wir machten uns mit dem Scrum-System vertraut. Unsere Social Media Accounts gingen online.
Neben dem Home-Office wurden wir aber auch wieder vor Ort aktiv. Wir kooperierten mit dem Ernst-Naegelsbach-Haus in Sulzbach-Rosenberg und unterstützten dort bei der Arbeit. Versuchten mit unserer Arbeit das Personal dort zu entlasten, aber auch den Kindern zu helfen. Denn auch für die Kinder war es nicht einfach, dass ein neuer Alltag einkehrte. Ab Ende April gab es auch eine Notbetreuung am SFZ Sulzbach-Rosenberg, welche wir übernahmen. Unter neuen Hygieneauflagen bastelten und spielten wir mit den Kindern, unterstützen aber auch bei den Hausaufgaben.
Während wir unser Bestes gaben für andere in dieser Zeit da zu sein und ein Stück Normalität in Form von Routinen zu geben, war es uns aber auch wichtig, dass wir zueinander den Kontakt behielten. Wir trafen uns jeden Tag virtuell zur Besprechung bei MS Teams, um uns über die Entwicklungen und unsere Arbeit zu informieren, aber auch um uns privat auszutauschen. Zur weiteren Motivation gab es ein Corona-Punktesystem, wobei wir für bestimmte Dinge Punkte sammeln konnten, für Fortbildungszeit, fürs Lesen, für die Gesundheit und für ehrenamtliches Arrangement. Die erreichte Punktzahl wurde mit Aufmerksamkeiten belohnt.
So haben wir das für uns Beste aus der Corona-Pandemie mitgenommen und auch diese Zeit gemeinsam überstanden.
Neben unserer Zeit in der Schule oder im Home-Office, waren wir auch mit Repulse im Bereich der Gewaltprävention tätig. Hierbei bieten wir neben Nicht-mit-mir- und Nicht-mit-uns-Kursen auch Frauenselbstverteidigungskurse an. Aufgrund der Schulschließungen und der Ausgangsbeschränkungen war es nur möglich einen Nicht-mit-mir-Kurs an der Krötensee Mittelschule in Sulzbach-Rosenberg zu geben. Hierbei lernten die Schüler, wie sie mit unangenehmen oder auch Gefahrensituationen umgehen können und erlernten verschiedene Techniken nach dem “Kick-and-Run"-Prinzip.
Wir boten in diesem Schuljahr auch ein Schulbegleiterseminar an, da wir auch in diesem Bereich an der Schule aktiv sind.
Jeden Mittwoch trafen wir uns nach dem Unterricht zu einem gemütlichen Beisammensein, um uns auszutauschen, nicht nur beruflich, sondern auch privat.
Es war ein aufregendes erstes Shapeschool-Jahr. Wir haben bewiesen, dass wir auch in schwierigen Zeiten ein super Team sind und wir vieles gemeinsam meistern können.
Wir sind gespannt, was uns in unserem zweiten Jahr erwartet! 😊
In den Ferien durfte aber auch das Entspannen nicht zu kurz kommen, so hatten die Kinder zwischen den verschiedenen Aktionen auch genügend Zeit dafür oder auch für gemeinsames Spielen, Malen und Basteln. Es war eine rundum gelungene Woche und trotz der verschärften Hygienemaßnahmen hatten wir viel Spaß.